CDU Stadtverband Sulzbach/Saar

Die ersten Stolpersteine für Sulzbach

Bericht Wochenspiegel

Sulzbach: Personen und Biografien der „Initiative Stolpersteine für Sulzbach“ mitteilen
Gunter Demnig erinnert an die Opfer der NS-Zeit, indem er vor ihrem letzten selbst gewählten Wohnort Gedenktafeln aus Messing in den Boden einlässt.Foto: Stadt / Hermann J. Knippertz
Sulzbach. Sie gehören zum selbstverständlichen Inventar der bundesrepublikanischen und inzwischen sogar der europaweiten Erinnerungskultur – und zum Alltagsbild auf den Straßen vieler deutscher Städte: die sogenannten Stolpersteine.
Die Stolpersteine sind ein Projekt des Künstlers Gunter Demnig, das im Jahr 1992 begann.
Der 73-jährige Erfinder der Stolpersteine ist Bildhauer, lebt und arbeitet in einem kleinen Ort bei Köln. Der Grund für die Verlegung der ersten Steine war die Ausstellung „Künstler forschen nach Auschwitz“. Es war der Auftakt eines Projekts, das weltweit einmalig ist und das die deutsche Gedenkkultur nachhaltig beeinflusste. Der erste Stolperstein wurde als Gedenktafel am 16. Dezember 1992 in Köln verlegt. Seither sind mehr als 80000 Stolpersteine in ganz Europa verlegt geworden, nicht nur in Deutschland, sondern in 26 weiteren Ländern in ganz Europa.
 
Die Stolpersteine sind damit das größte dezentrale Mahnmal der Welt. Ihr Ziel ist es, die Namen von Opfern des Nationalsozialismus wieder zurück an die Orte ihres Lebens zu bringen. Und zwar eben dort hin, wo diese Menschen ihre letzte Wohnadresse hatten, bevor sie aus ihrem Alltag gerissen wurden. Demnig und sein Projekt sind zwischenzeitlich mit dem Bundesverdienstkreuz und zahlreichen anderen Preisen und Förderungen gewürdigt worden.
 
Mit dem Begriff Stolpersteine geht es Demnig nicht um tatsächliches „Stolpern“. Das Bücken, um die Texte auf den Stolpersteinen zu lesen, soll eine symbolische Verbeugung vor den Opfern sein.
 
Opfer des Nationalsozialismus gibt es auch in Sulzbach zahlreiche. Sulzbach fügt sich damit nun erstmals in die Reihe dieser saarländischen Gemeinden ein. In seiner Sitzung im April 2019 hat der Sulzbacher Stadtrat ohne Gegenstimme dem Antrag der Initiative zugestimmt, sich dem großen Gedenkprojekt als weitere saarländische Kommune anzuschließen und damit „das Projekt eines steinernen Archivs unter freiem Himmel“ zu ergänzen. Es geht um neun kleine Gedenksteine, die an sechs Stellen in Sulzbacher, Altenwalder und Hühnerfelder Bürgersteige verlegt werden sollen. Finanziert werden Stolpersteine rein durch private Spenden. Ein Stein kostet einschließlich seiner Verlegung 120 Euro. Für die entstehenden Kosten kann man Spenden auf ein eigens dafür eingerichtetes Konto einzahlen und/oder Patenschaften für einzelne Steine übernehmen.
 
Der Künstler Demnig will die Steine im Juni persönlich verlegen. Die Initiative hofft, dass die Pandemie-Lage sich bis dahin so weit stabilisiert hat, dass diese Verlegung unter Einhaltung der bis dahin gültigen Hygiene- und Abstandsbestimmungen mit Anwesenheit von Publikum stattfinden kann.
 
Neun ehemalige Sulzbacher Bürger, darunter auch lokal bekannte Namen, erhalten damit eine Würdigung: Rudolf Malter (politischer Widerstand), Magdalena Lenchen Weber (politischer Widerstand), Heinrich Brenner (politischer Widerstand), Ludwig „Omberlui“ Lorscheider (aus der Opfergruppe der sogenannten Asozialen), Berta Hoffmann (Psychiatriepatientin), René Hoffmann (Bertas Sohn), Familie Moritz, Rebekka und Richard Levie (Juden).
 
Wenn es Sulzbacher Bürger gibt, die zu den Personen oder Biografien etwas zu berichten wissen, Erinnerungen an Erzählungen oder gar Fotos haben, sind diese herzlich eingeladen, dies der Initiative Stolpersteine für Sulzbach mitzuteilen. Kontakt: Petra Pabst, Tel. (06897) 567762.